Patienten mit Intelligenzminderung
Empathie ist gefragt
Es gibt eine klare Definition der Intelligenzminderung. Solche Menschen sind, vom Schweregrad abhängig, in der Entwicklung von kognitiven, sprachlichen, motorischen und sozialen Fähigkeiten eingeschränkt. Die Ursachen können genetischer Art sein, aber auch ein Trauma kommt infrage und Erkrankungen wie Epilepsie, Demenzerkrankungen und exzessiver Alkoholmissbrauch.
Aufgrund der Intelligenzminderung kommt es zum Beispiel bei der Alzheimerdemenz zum Verlust der sozialen Fähigkeiten. Deshalb können lange Wartezeiten in der Arztpraxis für betroffene Patientinnen und Patienten zum Problem werden. Menschen mit Demenz sind erfahrungsgemäß am späten Vormittag am aufmerksamsten. Lässt sich eine kurze Wartezeit nicht vermeiden, sollten Sie den Patienten zu einem Sitzplatz geleiten, der einen Überblick ermöglicht. Der Aufenthalt mit fremden Menschen im Wartezimmer kann bei Demenzkranken zu großer Verunsicherung führen, die sich dann in Unruhezuständen äußert. Und wenn der Patient dann an der Reihe ist, sollten Sie ihn nicht aufrufen, sondern besser abholen und ins Sprechzimmer geleiten.
Demenzpatienten sind in der Regel alt, aber auch jüngere Patienten können an einer Intelligenzminderung leiden. Das können Patienten mit chromosomalen Veränderungen sein (wie beim Down-Syndrom) oder mit neurologischen Entwicklungsstörungen, zum Beispiel Patienten mit einer Störung aus dem Autismus-Spektrum.
So gelingt Patientenkommunikation
Patienten mit Intelligenzminderung können ihre Beschwerden wegen Kommunikationsschwierigkeiten und einem veränderten Schmerzempfinden oft nicht adäquat äußern. Dazu kommt, dass die Patienten aufgrund ihres reduzierten Denkvermögens einem Gespräch mit Ihnen oder dem Arzt oft nicht folgen können. Nehmen Sie es einem Patienten nicht übel, wenn er einen vereinbarten Termin verpasst oder sich nicht mehr an Ihren Namen erinnern kann, obwohl er Sie regelmäßig sieht.
Auf die reduzierte geistige Leistungsfähigkeit reagieren Sie am besten mit besonders viel Einfühlungsvermögen. Sprechen Sie die Betroffenen immer direkt von vorne mit Namen an und halten Sie dabei Blickkontakt. Verbinden Sie Ihre Aussagen, wenn es möglich ist, mit zurückhaltenden Berührungen. Darauf reagieren vor allem Menschen mit Demenz in der Regel positiv. Vermeiden Sie offene Fragen (W-Fragen, etwa warum, wieso, weshalb), deren Beantwortung überfordert diese Patienten oft. Besser sind Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Sprechen Sie in kurzen Sätzen und setzen Sie die wichtigsten Informationen an den Satzanfang. Wenn der Patient Sie nicht verstanden hat, wiederholen Sie das Gesagte mit den gleichen Worten. Der Denkprozess ist unter Umständen nur verlangsamt, die Verwendung neuer Begriffe verwirrt zusätzlich. Versuchen Sie, in der Mimik und Gestik zu lesen. Der Patient spürt seine Defizite oft selbst und reagiert auf „Zuspruch“ durchaus positiv.
Versuchen Sie, vorausschauend zu handeln. Wenn sich in bestimmten Situationen Probleme ergeben, ist davon auszugehen, dass diese sich beim nächsten Besuch wiederholen. Ergreifen Sie vorbeugende Maßnahmen und besprechen Sie im Team einheitliche Vorgehensweisen. Der immer gleiche Umgang vermittelt Sicherheit und Orientierung.